Tierinfo
Wissenswertes rund um das Tier und dessen Haltung
Hunde
Tierärzte empfehlen Vorsorgemaßnahmen an „beiden Enden der Leine"
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, heißt es für den Menschen – und gilt auch für den Hund. Schon der Welpe muss richtig mit seiner Umwelt vertraut gemacht und erzogen werden, damit er als Erwachsener nicht zum Problemhund und eventuell gefährlich wird. Weil Welpenschulen eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung sind, hat die Bundestierärztekammer jetzt Standards für sie beschlossen.
Die Schule fürs Leben
Die Gefährlichkeit von Hunden hängt nicht von ihrer Rasse ab. Gefährlich werden Hunde, wenn sie nicht richtig an ihre Umwelt einschließlich Mensch und Tier gewöhnt (sozialisiert) oder nicht richtig erzogen worden sind. Besonders wichtig ist, was der Welpe in seiner Prägephase etwa zwischen der 8. und der 16. Lebenswoche lernt; in dieser Zeit ist er besonders aufnahmefähig – was er hier lernt, bestimmt wesentlich sein späteres Verhalten:
Welche Lernziele hat eigentlich die Welpenschule?
- Beim Spielen lernen die Welpen Sozialverhalten und Kommunikation unter Hunden. Gleichzeitig lernen sie die Kommunikation mit verschiedenen Menschen wie dem Trainer und anderen Welpenbesitzern. Sie lernen die angstfreie Annäherung an andere Menschen, das Nicht-Anspringen und werden daran gewöhnt, andere Tiere nicht zu jagen. Weil sie viele Umwelteindrücke erhalten, sind sie später als erwachsene Hunde auch in ungewohnten Situationen angst- und aggressionsfreier.
- Weil der Trainer dieses „Spielen“ erklärend begleitet, erhält auch der Besitzer wichtige Informationen, beispielsweise über hundliches Sozialverhalten und hundliche Kommunikation und Tipps zu praktischen Alltagsproblemen wie der Stubenreinheit.
- Die Welpen werden spielerisch mit Kommandos vertraut gemacht. Realistisches Ziel ist, dass die Welpen am Ende der Zeit in der Welpenschule folgende Kommandos kennen: Sitz, Platz, Hier/Komm, Aus/Nein. Sie kennen ein Aufmerksamkeitskommando für den engeren Bereich um den Besitzer und können schon recht gut an der lockeren Leine laufen.
Welpenschulen oder -spielgruppen sind für Hund und Halter eine wichtige Hilfe, vorausgesetzt, sie werden richtig gestaltet und geführt. Die Tierärztliche Arbeitsgemeinschaft Hundehaltung hat Grundlagen für die Gestaltung entwickelt, die jetzt von der Bundestierärztekammer als Standard beschlossen wurden. Die Tierärzte geben Welpenbesitzern auf dieser Basis folgende Hinweise:
Wann und wie zur Schule?
- Nach dem Abholen beim Züchter sollte der Welpe zunächst etwa eine Woche Zeit haben, um sich an das neue Zuhause und seine neue Familie zu gewöhnen. In der Regel sollte der Welpe die Schule dann ab der 8. bis zur 16. Lebenswoche besuchen.
- Der Welpe muss die für sein Alter notwendigen Impfungen erhalten haben – der Tierarzt berät darüber – und der Besitzer sollte schon jetzt eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abschließen.
Woran ist eine gute Welpenschule zu erkennen?
- Ein Trainer sollte nicht mehr als jeweils fünf bis sechs Welpen betreuen. Trainer sollten einen Sachkundenachweis erbracht und Erfahrung mit Welpengruppen haben. Sie müssen die Fähigkeiten des einzelnen Welpen berücksichtigen und die Interaktionen in der Gruppe steuernd begleiten.
- Am besten sollten zweimal pro Woche je eine Stunde Training angeboten werden – mehr als 60 Minuten bedeuten für die meisten Welpen zu viel Stress.
- Das Training sollte stattfinden in einem gut eingezäunten Garten (Rasenfläche) und/oder einem großer Raum mit rutschfestem Boden. Die Fläche sollte teilbar und strukturiert sein mit veränderbaren und beweglichen Objekten, wie beispielsweise Tunnel oder Wippe, Flatterbändern oder Planen zum Aufhängen und Spielzeug wie Bälle oder Tampen.
- Zur Ausstattung sollten auch Lärm verursachende Objekte (Geräusch-CD u.a.) gehören. Es sollte außerdem die Möglichkeit bestehen, die Welpen mit Fahrrädern, Skateboards u.ä. vertraut zu machen, ebenso mit anderen Tieren wie Hühnern oder Kaninchen.
Auch die eventuelle weitere Ausbildung in einer Hundeschule muss sachgerecht erfolgen. Die Bundestierärztekammer stellt an Hundeschulen deshalb die Mindestanforderung, dass ihre Betreiber einen Sachkundenachweis vor einer unabhängigen und fachkundigen Prüfungskommission erbracht haben müssen.
Mit den Beschlüssen zu Welpen- und Hundeschulen und dem schon 2002 veröffentlichen Katalog für den Sachkundenachweis bietet die Bundestierärztekammer jetzt ein umfassendes Programm, um gefährlichen Hunden vorzubeugen, sei es „am unteren oder am oberen Ende der Leine“. Die Experten/-innen der Tierärztlichen Arbeitsgemeinschaft Hundehaltung erstellten die jeweiligen Inhalte.
Diese Pressemitteilung finden Sie bei der Bundestierärztekammer: www.bundestieraerztekammer.de
Die Beschlüsse zu Welpenspielkreisen, Hundeschulen und den Katalog für den Sachkundenachweis finden Sie auf der Website in der Rubrik Fachliches > Hundehaltung.